Diesen Montag gibt es bewegte historische Bilder auf die Augen!
Vielen Dank an Konrad H. für den Tipp, den mir war bis dato nicht bewusst, dass die Gründer der Automarke SKODA vorher Fahrräder gebaut haben, wobei es natürlich nahe liegt, nachdem die ersten Autos bzw. Motorräder bekanntlich auf sehr viel Fahrradtechnik basierten.
Ein Blick auf die Homepage des Rahmenbauers Vladimír Vidim lässt stark vermuten, das er Faible für alte Fahrräder hat, und die sich nun einer Replika des ersten slavischen Rennrades manifestiert, das damals bei der Tour de France teilnahm.
Die ganze Story zum Rad findet ihr hier, aber nun viel Spaß mit dem Video!
Die britische Fahrradmarke Genesis hat letzte Woche sein neues Produktportfolio für 2020 veröffentlicht. Der Fokus liegt wie für Genesis typisch auf sogenannten Adventure Bikes (Gravel, Cross, Touring und Bikepacking). Das erklärte Ziel von Genesis ist es für jedes Abenteuer das passende Rad im Sortiment zu haben. Im Folgenden stellen wir Euch die Neuerungen bei den Stahlrahmen-Modellen vor.
Croix de Fer
Das Croix de Fer ist das do-it-all Bike von Genesis. Die Rahmen der Kompletträder werden aus Reynolds’ wärmebehandelten 725 Rohrsatz WIG-geschweißt. Die Rahmensets sind darüber hinaus aus Reynolds’ 853 und Titan verfügbar. Neben neuen Farboptionen wurden dem Rahmen und der Gabel 12mm-Steckachsen sowie Flat-Mount-Scheibenbremsaufnahmen spendiert und eine neue Carbon-Gabel, die auch einzeln erhältlich ist, auf den Markt gebracht.
Fugio
Das Fugio verfügt im Gegensatz zum Croix de Fer über eine größere Reifenfreiheit und kommt ausschließlich mit Voll-Carbongabel. Um die größere Reifenfreiheit zu ermöglichen ist die rechte Kettenstrebe beim Fugio leicht abgesenkt. Beim Fugio wird nun ebenfalls der 725 Rohrsatz von Reynolds verwendet. Neben 700c ist das Fugio auch für 650b Laufräder geeignet.
Volare
Das Volare ist ein durch und durch zeitgemäßes Stahlrennrad mit Voll-Carbongabel, verfügbar als Scheiben- und als Felgenbremsvariante und mit modernen Features wie interner Di2-Verkabelung und Flat-Mount-Scheibenbremsaufnahmen bei der Disc-Variante. Die Rahmensets sind aus Reynolds’ 853 und dem Top-End-Edelstahl-Rohrsatz 931 verfügbar.
Weitere Modelle, die ein Update erfahren haben sind Equilibrium, Tarn, Vagabond und Tour de Fer. Mehr Infos findet Ihr hier und die neuen Bikes und Rahmensets hier.
Die EUROBIKE 2019 ist vorbei und in der kommenden Woche präsentieren wir Euch eine Auswahl der stählernen Zwei- und Mehrräder, die wir auf der Messe entdeckt haben. Den Anfang (nach dem kleinen Video gestern) machen wir mit Rennrädern und Gravel-Bikes auf der diesjährigen EUROBIKE in Friedrichshafen am Bodensee.
EDDY MERCKX
Eddy Merckx ist zurück in Stahl. Das ist fast jedem Stahlenthusiasten spätestens seit der Tour de France dieses Jahr bekannt, in der Oliver Naesen die finale Etappe auf seinem stählernen MyCorsa bestritt. Eddy Merckx gehört zu Ridley und die neue Serie umfasst neben Rennrädern auch Gravel-Bikes (Hageland). Geschweißt werden die Modelle von Johan Vranckx.
King Bicycles
King Bicycles ist wahrscheinlich einer der wenigen Custom-Rahmenbauschmieden, die auf der EUROBIKE ausgestellt haben. Neben Stahl hat King auch Aluminium, Carbon und Titan im Angebot. Lediglich die Stahl- und Alu-Rahmen werden allerdings selbst gefertigt. Der Gründer Mark hat schon einiges in seinem Leben ausprobiert, studierte Maschinenbau, lernte Schmuckschmied, sattelte nochmal auf Medizin und arbeitet jetzt als Augenarzt und eben als Rahmenbauer. Wie sollte es anders sein werden ausschließlich Komponenten von (Chris) King an den King-Rädern verbaut.
Pelago
Bei Pelago gab es insbesondere zwei Bikes zu bewundern. Da Pelago dieses Jahr 10 Jahre alt geworden ist, hat man sich ein ganz spezielles Konzeptbike gegönnt: aus Edelstahl geschweißt, mit allem drum herum, was heutzutage zu einem modernen Gravelrad gehört. Das Konzept soll in das neue Stavanger-Modell, welches allerdings erst 2021 auf den Markt kommt fließen (allerdings nicht in Edelstahl). Das Stavanger in mintgrün stellt die Kooperation von Pelago mit Restrap aus. Die beiden Firmen haben passende Racks und Taschen rausgebracht. Auf jeden Fall ein sehr stimmiges Design.
STANDERT
Am Abend auf der Standparty von Shimano bin ich den Jungs von Standert über den Weg gelaufen, die ihr neues Modell Triebwerk Disc in zwei Farben am Start hatten. Die Räder wussten durchaus zu gefallen, das Schwarze eher ein dezentes Understatement, das Special hauptsächlich in Gold und Weiß eher etwas zum Auffallen.
Rondo
Die Gravel-Spezialisten von Rondo setzen ihre Portfolioerweiterung fort und präsentieren nach dem Bogan, Rutt und Hvrt nun das Mutt ST. Das Mutt ST verfügt über extra viel Reifenfreiheit und ist speziell für 650B ausgelegt. Die Farbe finde ich einfach wunderschön. Die Gabel erschien allerdings etwas überdimensioniert.
Salsa
Das Salsa Fargo ist ein perfektes Beispiel, wie verschwommen mittlerweile die Grenzen zwischen Hardtail-MTBs mit Starrgabel und Gravel- bzw. Adventure-Bikes sind. Der Lenker ist relativ breit mit viel Flair (Ausbiegung der Unterlenker), Reifenfreiheit gibt es reichlich und das Sloping ist auch recht extrem. Insbesondere die grafischen Details auf dem Lack gefallen mir sehr gut.
Surly
Surly betreibt in erster Linie Modellpflege und stellt bekannte Modelle in neuen Farben vor, die durchaus zu überzeugen wissen.
Rotor
Über Instagram wurden wir angeschrieben, ob wir Interesse hätten den ersten Prototypen von Rotor aus eigener Produktion zu sehen. Deshalb haben wir uns spontan verabredet und getroffen. Rotor hat bisher die Bikes lediglich selbst entwickelt und entworfen und bei verschiedenen Zulieferern fertigen lassen. Nun hat man sich dazu entschlossen, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen und eine eigene Rahmenfertigung aufzubauen. Herausgekommen ist bisher dieser Prototyp für ein Disc-Rennrad aus Columbus Zona und handgeschweißt in Sachsen. Details wie das Steuerrohrschild und die Brücken mit den Logos von Rotor sind sehr gut gelungen (die Pulverbeschichtung wirkt auf den grazilen Teilen nur etwas fett). Warum im Jahr 2019 an einem Rennrad allerdings eine IS2000-Bremsaufnahme dran ist, weiß allein der Erbauer. Ausgestattet wurde das Rad mit Komponenten von MCFK, Partnern von Rotor aus Leipzig.
Niner
Mein persönlicher Gravel-Favorit (zumindest auf der Messe) ist das RLT 9 Steel von Niner. Es ist auf Reynolds 853-Rohrsatz hergestellt und wird mit einer Vollcarbongabel mit interner Kabelführung für die Bremsleitung und das Dynamokabel geliefert. Die Rahmen verfügen über 26 Ösen, an denen alles mögliche befestigt werden kann (Flaschenhalter, Taschen, Schutzblech, Gepäckträger und Lichter). Die Reifenfreiheit wurde durch eine spezielle Yoke nochmals erweitert und wird jetzt mit 700x50c bzw. 650bx2.0 angegeben. Das massive Steuerrohr erzeugt durch die integrierten Lager einen cleanen Look. Weniger clean ist die äußere Kabelverlegung, die bei einem Adventure-Bike allerdings komplett Sinn (in meinen Augen) ergibt. Auch wenn es auf den Bildern nicht so gut rüberkommt, aber die graue Farbe mit dem Blau und dem goldenen Kontrast ist einfach wunderschön. Das einzige, was ich nicht verstehe, ist dass nach wie vor Pressfit als Tretlagerstandard verbaut wurde. Dafür gibt es doch mittlerweile T47. ;-)
Weitere Impressionen
Nächste Woche kommt ein ausführlicherer Artikel zu Stahl-Gravel-Bikes. Ihr dürft gespannt sein!
Seit fast einem Jahr sieht man nun in Sachsen und insbesondere in Leipzig quietschige und kunterbunte Stahlrahmen über die Straßen und durch das Gelände rollen. Höchste Zeit Mario Vogel und Jan Dlouhy, die Jungs hinter Dlouhy Cycles besser kennenzulernen.
Was treibt Euch an? Wie seid Ihr zum Radsport und dann später zum Rahmenbau gekommen?
Mario: Zum Radsport hab ich schon in meiner frühen Jugend gefunden, mein erstes Rennrad war ein 26Zoll Diamant aus Chemnitz, weil die Beine damals noch zu kurz für die 28Zoll Räder waren. Auch wenn ich später nicht mehr im Verein gefahren bin, war das Rad für mich immer die erste Wahl. Egal ob es der tägliche Weg zur Arbeit, die schnelle Abendrunde durch den Wald oder ausgedehnte Radreisen waren, treibt mir die frische Luft um die Nase ein Lächeln ins Gesicht. Um das Jahr 2010 fand ich zum Bikepolo und damit indirekt den Bezug zum Rahmenbau. Da der Sport zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und es keine Räder im Laden zu kaufen gab, wurden an alte MTB Gabeln Scheibenbremsaufnahmen gelötet und die Rahmen an wichtigen stellen verstärkt. Was durch meine technische Ausbildung und den vorhanden Brenner eine leichte Übung war. Jetzt hat man sich auch mehr mit dem Thema Geometrie auseinandergesetzt und so kommt eins zum anderen.
Jan: Meine Begeisterung fürs Fahrrad begann während meiner Studienzeit in Chemnitz mit 80er Jahre Rennrädern. In dieser Zeit baute ich auch mein erstes Fixie auf und bald gab ich das erste mal “richtig viel” Geld (1000€) für ein Fahrrad, ein 100mm Hardtail, aus, mit dem ich sehr viel im Chemnitzer Hügelland unterwegs war. Das Studium der Sportgerätetechnik in Chemnitz führte über kleine Umwege dann in die Konstruktions- u. Entwicklungsabteilung eines großen deutschen Fahrradherstellers. Dort lernte ich sehr viel von dem, was jetzt im Maßfahrradrahmenbau essentiell ist. Vor allem das Wissen um die Herangehensweise zur Entwicklung einer individuellen Rahmengeometrie passend zum gewünschten Einsatzgebiet kommt aus dieser Zeit. Bei Robert (Big Forest) habe ich dann das erste mal einen Brenner in der Hand gehalten und kurz darauf baute ich in Marios Werkstatt in Leipzig Plagwitz das DlouhyCycle #zero – Als Tracklocross Bike konzipiert, ist es heute mit dicken 27,5” Reifen, einem Frontgepäckträger und Schutzblechen mein Daily Grinder.
Was für Räder baut Ihr und wie stellt Ihr die Rahmen her?
Wir bauen Räder aus Stahl auf Kundenwunsch, solange es (momentan noch) keine Tandems oder Lastenräder sind. Bisher haben wir vor allem Allroad-, und Road plus Räder mit jeweils im Detail individuellen Konzepten gebaut. Aber auch Crosser und MTBs mit Singlespeed-Option gehören zum Portfolio.
Wir lieben die cleane Optik von muffenlos verlöteten Rahmen und so ist das fillet brazed Verfahren unsere Wahl für das Fügen der Rahmenrohre – auch wenn es extrem arbeitsintensiv ist.
Was macht Eure Räder besonders? Worauf legt Ihr besonderen Wert?
Das aller wichtigste bei an einem Fahrradrahmen ist auf jeden Fall, dass er im Einsatz, für den er konzipiert und gebaut wurde, perfekt funktioniert. Hierfür sind einige Dinge wie Rahmengeometrie, Wahl des Rohrsatzes und die technischen Schnittstellen zu Anbauteilen essentiell. Dazu gehört für uns auch, dass wir aktuelle Standards (Steckachse, Flat Mount, T47, Boost,…) an unseren Rahmen umsetzen.
Wir mögen den Look (und die Steifigkeit) von Rahmen mit “Oversized-Rohren”, wir verlegen Brems- u.Schaltzüge am liebsten komplett unsichtbar in den Rahmenrohren und auf Grund von Ästhetik und Performance gibt´s, bis auf eine Ausnahme, bisher nur DlouhyCycles mit Scheibenbremse.
Eine herausragende Besonderheit unserer Räder ist die individuelle Lackierung. Bei der Dlouhy Cycles-Farbgebung ist wirklich alles möglich. Unser Designer Mario Pitsch (Instagram: @wide_ways) bringt in seinem Studio auch die komplexeste Rahmengrafik auf´s Metall.
Gern gestellte Frage. Den Lieblingsrohrsatz gibt es so nicht. Wir kombinieren die Rohre je nach Anspruch des Kunden an sein Traumfahrrad. Hauptsächlich Columbus, viel Zona, oft Life.
Was war Eure größte Herausforderung bisher?
Der Sprung ins kalte Wasser. Wir haben beide unseren Job gekündigt, um von da an Fahrradrahmenbauer zu sein. Wir haben, um überhaupt mit einer geeigneten Werkstatt in Leipzig starten zu können, einige Förderanträge stellen müssen. Das hat am Anfang finanziell einiges einfacher gemacht, sorgte aber im Vorfeld auch erstmal dafür, dass wir monatelang mehr am Papier statt am Metall gefeilt haben.
Wir können gerade (noch) nicht vom Rahmenbau leben und müssen auch nebenbei irgendwie Geld verdienen. Die Herausforderung seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch das Ausüben seiner Leidenschaft – dem Fahrradrahmenbau – zu bestreiten, bleibt wohl noch für einige Zeit präsent.
Zum Abschluss noch eine kleine Auswahl der farbenfrohen und besonderen Räder von Dlouhy Cycles.
Wer es fahrradtechnisch richtig modern mag, dabei auf italienische Rahmenbaukunst und auf Stahlrahmen steht, dürfte bei Tred Bikes aus Brescia fündig werden. Wobei hinzugefügt werden muss, dass Stahlrahmen nicht im Zentrum der Marke stehen, sondern schmückendes Beiwerk von Titan-, Alu- und Carbonrahmen sind.
Aber was soll’s. Das Team um den Designer Romolo Stanco hat aus meiner Sicht ziemlich gute Arbeit geleistet und weiß offensichtlich, was moderner Stahl leisten kann. Das sieht schon ziemlich schick aus und dürfte sich entsprechend flott fahren. Hier die Tred Modelle mit Stahlrahmen im Überblick:
Tred Aracnide: Geschweißter Stahlrahmen. In Größe 54 mit SRAM RED ETAP angeblich nur 5,9 kg leicht. Zu haben mit Felgen- oder Scheibenbremsen.
Tred Callitrix: Fillet Brazed Stahlrahmen. Zu haben mit Scheibenbremsen.
Tred Crossbeast: Wie der Name schon sagt. Gemacht für den harten Renneinsatz im Matsch und eingesetzt im Tred Factory Racing Team.
Tred Camobeast: Die etwas zivilere Variante des Crossbeast. Zu haben mit Kettenschaltung und mit Gates Riemen für Singlespeeder oder mit Shimano Alfine Nabenschaltungen.
Im Allgemeinen kommen klassisch gemuffte Rennräder mit Stahlrahmen … äääh … klassisch daher. Legende Giovanni Battaglin hatte da eine Idee. Wie wäre es, einem gemufften Renner einen moderneren Anstrich zu verpassen?
So entstand in 2 Jahren Entwicklungsarbeit das Officina Battaglin Portofino. Der Stahlrahmen wird aus Columbus Spirit HSS gefertigt – mit schlankem Oberrohr und dickem Oversize Unterrohr.
Dazu gibt es ein spezielles 1 1/8-1 1/4” Steuerrohr sowie speziell dafür entwickelte Muffen. Daraus folgt nun wieder, dass wohl nur eine Battaglin-eigene Carbongabel zum Steuerrohr bzw. zur unteren Steuerrohr-Muffe passt. Aber es gibt Schlimmeres. Das Oberrohr ist übrigens klassisch waagerecht. Und die Kurbel steckt auf einem traditionellen BSA-Innenlager.
Die Website bietet keine Preisinfo. Bei einem Schweizer Radhändler habe ich für das Rahmen-/Gabelset des Officina Battaglin Portofino einen stolzen Preis von 4.190 CHF gefunden, was ca. 3.830 Euro entspricht.
Passend zum heutigen Wochentag dieses: Über die belgische, in UK ansässige Rahmenbauerin Adeline O’Moreau aka Mercredi wurde andernorts schon viel berichtet. Nicht nur, weil sie zu den wenigen weiblichen Rahmenbauerinnen weltweit gehört, sondern weil ihre Bikes schon jede Menge Aufsehen erregt haben, u.a. bei der letzten Ausgabe der Bespoked – UK Handmade Bicycle Show 2017.
Und das durchaus zu Recht, wie die folgenden beiden Beispiele beweisen. Klar ist der Trend zu sportlichen Stahlrahmen-Bikes. Sicher auch daher rührend, dass Adeline selbst gerne bei Crossrennen unterwegs ist. Übrigens teilt sie sich eine Werkstatt mit Rahmenbauer Rowan Frameworks in Woodchurch/Kent, was für den Anfang (und vielleicht auch später) sicher einiges vereinfachen dürfte.
Wer es auf der Straße gerne etwas sportlicher und moderner hat und gleichzeitig auf italienische Rahmenbaukunst steht, sollte einmal einen Blick auf das überarbeitete Chesini Gran Premio fatta werfen.
Der Stahlrahmen wird aus für Chesini angepassten, dreifach konifizierten Columbus Spirit HSS Rohren geschweißt. Die verkürzten Sitzstreben machen das Ganze auch optisch noch sportlicher.
Zum Mix gehört ein 1 1/8 – 1 1/2 Steuerrohr mit einer Columbus FEL Carbongabel. Im Rahmenset-Preis von 2.450 Euro ist auch ein Chris King Headset enthalten. Das Chesini Gran Premio fatta gibt es natürlich als Maßrahmen.
Laut wortwörtlicher Angabe des Herstellers wurde “das einhorn 199 gran turismo life gebaut, um epische Straßen und Pässe zu erobern.” Könnte hinkommen. Die 199 steht übrigens für das 199ste einhorn Maßrad. Da kann man sicher bald zum 200sten gratulieren.
Das Herzstück bildet der maßgefertige Stahlrahmen aus Columbus Life Rohren, die per Fillet Brazed zusammengefügt wurden. Ein vollintegriertes Tapered-Steuerrohr und die nagelneue Columbus Futura Vollcarbongabel sorgen für eine optisch harmonische, moderne Frontpartie.
Der Rahmen ist komplett auf den Flat-Mount-Standard ausgerichtet, die Bremsleitungen sind im Rahmen und der Gabel innenverlegt. Letztere verfügt über eine 12mm Steckachse. Am Rahmen kann über wechselbare Ausfallenden zwischen Schnellspanner, thru bolt oder 142×12 Steckachse gewählt werden.
Bei diesem Bike wurde die SRAM Force Gruppe (50/34 und 11-32) verbaut. Dazu gibt es DT Swiss R32 Spline Laufräder mit Semi-Aero-Profil, die auch tubeless fahrbar sind. Die Reifenfreiheit beträgt max. 30mm.
Für lange, harte Einsätze wurde das Gran Turismo innen wie außen mit einer Korrosionschutzbehandlung versehen und in der Farbe “Extreme Black” pulverbeschichtet – einer Spezialfarbe, die für die am härtesten beanspruchten Teile eines bayerischen Fahrzeugherstellers entwickelt wurde.
Das einhorn 199 gran turismo life wiegt in dieser Ausstattung 8,85kg und kostet mit Maßrahmen in Wunschfarbe 4.200€. Das komplett maßgefertigte Bike ist derzeit in 7-8 Wochen lieferbar.
1997 ist das Jahr, das den meisten deutschen Radsport-Fans wahrscheinlich mit am besten in Erinnerung sein wird. Die ARD / der NDR bringen jetzt mit der Doku “Deutschland. (K)ein Sommermärchen. Die Tour de France ’97” eine sehr gut gemachte und kritische Doku rund um die Tour und den Toursieg von Jan Ullrich im Jahr 1997. Ulle fuhr zwar zu seinem Toursieg mit einem Alu-Flitzer. Sehenswert ist die Doku dennoch alle mal ;-)
Wie kürzlich angekündigt, hier meine (Alex) Top 5 aus den 2021er Modellen von Bombtrack.
Teilweise fällt es schwer die sehr umfangreiche Modell-Palette zu verstehen bzw. die Unterschiede zu ergründen, sprich manche Modelle gibt es in Alu und Stahl und die Übergänge zwischen den Modellen in puncto Einsatzzweck sind ja quasi fließend. Mich als “potentieller” Kunde überfordert das schon fast ein wenig oder geht das nur mir so?
Zum Abschluss vielleicht noch ein zusätzliches Vid, über ein spannendes neues Modell, das trotz offensichtlicher Klunker-Gene in Aluminium umgesetzt wurde, was für mich persönlich nicht nachvollziehbar ist. Das Gerät hätte man einfach nur in Stahl bringen dürfen.
Das ThyssenKrupp steelworks ist jetzt seit ungefähr einem Jahr erhätlich. In der Community gab es sehr unterschiedliche Meinungen zu dem Stahlbike der besonderen Art. Die Formgebung kann man mögen – oder nicht. Auch wurde die Frage heiß diskutiert, ob sich ein klassisches Stahlrad nicht doch noch “besser” (i.d.R. gemeint subjektiv komfortabler) fährt.
Die Frage, die sich mir insbesondere gestellt hat: Wenn man schon so viel Zeit, Geld und Aufwand in die Entwicklung eines Halbschalenstahlrennrads steckt, warum geht man nicht noch die Extrameile und stellt die Gabel auf die selbe Art und Weise her? Das hätte dem Projekt meiner Meinung nach gut zu Gesicht gestanden. Die Gabel hätte bestimmt auch als Nachrüstlösung für einige Stahlenthusiasten, die aktuell Carbon-Gabeln an ihrem (Custom-) Rad fahren, getaugt.
Was ist Eure Meinung? Würdet Ihr das steelworks gern mal Probe fahren?
Direkt vorab: Dieser Artikel wird nicht ganz Materialsortenrein. Wenn man über additive Fertigung im Fahrradbau redet, kommt man an Titan nicht vorbei. Wir dachten, dass es für Euch allerdings auch interessant sein könnte, wo die Reise in Bezug auf 3D-Druck in den nächsten Jahren so hingeht und haben uns deswegen auf den metallischen 3D-Druck im Allgemeinen konzentriert.
Ziemlich am Anfang war die Muffe. Ralf Holleis ist einer der 3D-Druckfahrradpioniere in Deutschland und auf der Welt. 2011 hat er das weltweit erste Fahrrad mit 3D-gedruckten Muffen hergestellt, das VRZ, das sogar im deutschen Museum in München ausgestellt wurde.
2014 folgte eine Kooperation zwischen Renishaw und Empire Cycles. Ziel war es einen Titan-MTB-Rahmen zu entwickeln und zu fertigen, der neben klassischen Titanrohren auch aus 3D-gedruckten Teilen besteht. Für die Fertigung der Teile entschied man sich für das sogenannte Selective Laser Melting Verfahren (kurz: SLM). SLM ist ein Pulverbettverfahren, in dem durch ein Laser ein metallisches Pulver lokal geschmolzen wird und durch das Absenken der Pulverbetttisches peu-à-peu Strukturen aufgebaut werden. Nachteile dieses Verfahrens bis heute sind die sehr beschränkte Baugröße (man kann heutzutage noch keinen ganzen Rahmen mit diesem Verfahren drucken), die Kosten (insbesondere durch die teuren benötigten Pulver) und natürlich die langen Druckdauern (die durch die langen Maschinenbelegungen die Kosten zusätzlich steigern).
Die Vorteile dieser Technologie sind, dass Bauteile mit einer sehr großen Maß- und Formhaltigkeit hergestellt werden können mit fast uneingeschränkter gestalterischer Freiheit. Durch die topologische Optimierung der Bauteile (nur da Material und damit Gewicht wo nötig) können enorme Leichtbaupotenziale entfacht werden. So wurde bei dem ersten Projekt das initiale Rahmengewicht von 2100g durch 3D-Druck auf 1400g reduziert. Mehr Infos zu diesem Projekt findet ihr hier.
An der renommierten TU Delft in den Niederlanden dachte man sich: Man muss doch irgendwie einen ganzen Rahmen drucken können. 2016 präsentierten sie das Arc Bicycle. Das Fahrrad wurde im Lichtbogendrahtauftragsschweißverfahren (engl. Wire Arc Additive Manufacturing, WAAM) mithilfe von Industrierobotern hergestellt. Ganz ist es ihnen nicht gelungen den Rahmen aus einem Stück zu drucken. Die einzelnen großen Teile sowie eineige Rohre wie Sattel- und Steuerrohr wurden noch von Hand eingeschweißt. Das Laserauftragsschweißen spielt heutzutage allerdings kaum noch eine Rolle in der Fahrradindustrie, da weder die Ästhetik noch die erzielbaren Genauigkeiten der Entwicklungsrichtung der Fahrradbranche entsprechen.
Die Firma MX3D hat allerdings noch einen Nachfolger des Arc Bikes im Jahr 2019 präsentiert, der aus Aluminium gedruckt wurde.
Nach Empire Cycles haben viele bekannte Fahrradhersteller geschaut, ob und wie sie 3D-Druck in die eigene Produktpalette integrieren können. Aufgrund der Druckbarkeit sowie den erzielbaren Erlösen haben sich Edelstahl und Titanlegierungen deutlich gegenüber konventionellem CroMoly und Alulegierungen durchgesetzt. Das inzwischen mit Abstand meistverwendetete Verfahren ist SLM.
Anfänglich wurden insbesondere kleinere komplexe Teile, die bisher im Feinguss hergestellt worden durch 3D-Druck optimiert. Das naheliegendste Beispiel sind dafür natürlich die Ausfallenenden (z.B. mit integrierter Scheibenbremsaufnahme) sowie Muffen (Tretlagermuffe und Sattelrohrmuffe). Statt der Einschränkungen aus Gieß-, Fräs- und Drehprozessen konnte nun das Innere der Bauteile optimal auf die Krafteinwirkung angepasst werden. Dabei nutzt man Gitterstrukturen, die das Bauteil von Innen belastungsgerecht stabilisieren und dabei deutlich leichter sind als massivere Verbindungen.
Als Hersteller von Rahmenrohren und Rahmenbauhalbzeugen hat Reynolds als erster der üblichen Verdächtigen aus dieser Reihe 2018 sein eigenes 3D-Druck-Produktportfolio vorgestellt.
Die (zumindest von mir gefühlte) Resonanz in der Rahmenbauerwelt war allerdings eher zurückhaltend. Die Edelstahlausfallenden war zwar leichter als ihre CNC-gefrästen oder feingegossenen Vorgänger, dafür aber auch signifikant teurer und auch “nur von der Stange”. Das Grunddesign war mit den Teilen vorgegeben und konnte nicht kundenindividuell jedes Mal angepasst werden (vorgegebene Unterrohr-, Sitzrohr- und Strebenwinkel).
Mehrere (insbesondere Luxus-) Hersteller haben die Technologie schnell adaptiert und bei sich eingeführt. Moots hat z.B. neben der Scheibenbremsaufnahme auf der Antriebsseite die Kabelführung in das Ausfallende sauber integriert.
Aus Deutschland sind Urwahn aus Magdeburg 2019 als erste so richtig in das Metalldruckgame eingestiegen. Ihr spezielles Rahmendesign verzichtet auf ein durchgehendes Sitzrohr. Um die Kräfte dennoch gut verteilen zu können, wurden andere als auf dem Markt freierhätliche Komponenten benötigt. Herausgekommen ist ein schickes, komplett aufegeräumtes Stahlbike mit 3D-gedruckten Muffen, Ausfallenden und Sitzstrebenschlössern. Mittlerweile haben sie mit dem Platzhirsch auch ein E-Bike im Angebot, bei dem die Batterie schlank versteckt wird.
Das Moorhuhn ist ein Trailbike, das es sowohl mit 3D-Druckteilen aus Stahl als auch Titan gibt. Von den Projekten, die ich mir ihm Rahmen dieser Recherche angeschaut habe, ist das Moorhuhn das mit den meisten 3D-gedruckten Einzelteilen (wahrscheinlich insbesondere durch die Federung). Das Maß an Perfektionismus, das in diesen Rädern steckt, sucht auf dem Kontinent seinesgleichen und liefert ein nahtloses und dennoch metallisch anmutendes Ergebnis.
Die Technologieführung im Bereich 3D-Druck und Fahrradbau liegt trotz der bisherigen Beispiele nicht in Europa oder den USA, sondern in Australien / Neuseeland. Mit Bastion und Prova befinden sich zum Einen zwei der führenden Hersteller, was den Einsatz des metallischen 3D-Drucks in der Fahrradindustrie anbelangt, in dem Land down under.
Die Reise von Bastion begann auch bei Renishaw, dem 3D-Druck-Spezialisten, der das erste 3D-gedruckte Titan-MTB realisierte. Mittlerweile besitzen Bastion ihren eigenen Maschinenpark und können inhouse produzieren. Bastion druckt in erster Linie Muffen, die dann mit Carbonrohren verklebt werden.
Mark Hester von Prova Cycles lässt seine generativ gefertigten Teile teilweise bei Bastion fertigen. Er hat sich allerdings auf das saubere Verschweißen zu Vollmetallrahmen spezialisiert. Hier ist ein ganz schönes Video von seinem Prozess:
Der frühere Zulieferer von Bastion und Prova heißt RAM3D und sitzt in Neuseeland.
Last but least möchten wir Tom Sturdy von Study Cycles aus England vorstellen, ehemaliger Profi-Triathlet und jetzt Titan-Rahmenbauer sowie Lehrer an der Bicycle Academy. Study lässt seine Teile ebenfalls bei RAM3D drucken und hat in puncto Komplettrad das 3D-Druckspiel mit seinem neuen Modell Fiadh auf die Spitze getrieben. Durch die Parametrisierung der einzelnen Modelle ist er in der Lage jeder Kundin / jedem Kunden ein komplett individuelles Fahrrad zu fertigen und damit die Vorteile des 3D-Drucks richtig auszunutzen.
An diesem Fahrrad ist im Prinzip alles additiv produziert worden, was geht. Die Highlights zeigen wir im Folgenden.
Sattelstützenmuffe
Sattelklemmung
Kurbelset
Vorbau
Steuerrohrmuffe sowie Gabelkrone
Zum Abschluss möchten wir noch einen Ausblick geben, wo die Reise zukünftig hingeht. Wie bereits erwähnt, verwenden die meisten Hersteller im Moment SLM-Verfahren, um Bauteile additiv zu fertigen. Neue Verfahren stehen allerdings in den Startlöchern und werden 3D-gedruckte Teile in den nächsten Jahren günstiger und verfügbarer machen. Das Vielversprechendste ist derzeit Metal FDM (Fused Deposition Modelling) bzw. Metal FFF (Fused Filament Fabrication), also Schmelzschichtverfahren. Mit Multec, Markforged und Desktop Metal stehen bereits am Markt erhältliche Drucker zur Verfügung. Der Hauptunterschied zu SLM besteht darin, dass nicht pulverbettbasiert Schicht für Schicht aufgeschmolzen und damit aufgebaut werden. Viel mehr werden vereinfach gesagt Metallpartikel in eine Kunststoffmatrix (sogenannte Binder) eingebettet, wie im herkömmlichen FDM-Drucker (den jeder MakerSpace hat) verdruckt und abschließend der Binder entfernt und das Bauteil gesintert. Durch das Sintern erhält das Bauteil seine Festigkeit. Mehr Infos gibt es hier.
Kennt ihr noch spannende 3D-Druckprojekte aus der Fahrradwelt? Lasst gern einen Kommentar da.
In der tschechischen Landeshauptstadt Prag hat sich in den letzten Jahren eine Stahlrahmen-Marke neu erfunden: REPETE. Zum ersten Mal für die breite Öffentlichkeit in Erscheinung getreten im Jahre 2015 auf der NAHBS hinterließen die beiden tschechischen Rahmenbauer Mikoláš und Robin direkt einen bleibenden Eindruck und gewannen den Best Road Bike Award. Seitdem hat sich bei REPETE viel getan: neues Logo, neue Werkstatt, neues Geschäftsmodell. Geblieben ist die Liebe fürs Detail und für italienische Rohre.
2019 haben wir die Gründer das erste Mal getroffen: auf der EUROBIKE in Friedrichshafen. Dort liefen sie mit zwei Prototypen ihrer neuen Gravel- und Rennradmodelle rum. Trotz des eurobike-typischen Bike-Overkills stachen die beiden Räder aus der Menge hervor. Seitdem war immer wieder ein Besuch der Produktionsstätten in Prag geplant, der sich aus unterschiedlichen Gründen immer wieder verschob, bis schließlich Corona einen Besuch erstmal verhinderte. Darum gibt es hier nun einen digitalen Besuch bei REPETE:
REPETE baut, lackiert und montiert all seine Räder von Hand in Prag. Trotzdem sind sie keine Custom-Rahmenschmiede. Es gibt zwei Grundmodelle – das Rennrad Reason und das Gravel-Bike Verne, die in sechs verschiedenen Größen angeboten werden. Als Custom-Option stehen dem Kunden / der Kundin dann von REPETE vorausgewählte Farben zur Verfügung. Das Rennrad und das Gravel-Bike sehen sich auf den ersten Blick mächtig ähnlich. Das ist auch kein Wunder, teilen sie sich doch eine Menge gemeinsame Merkmale. Beide Räder sind ausschließlich für Scheibenbremse konzipiert, basieren grundlegend auf dem Columbus Spirit HSS Rohrsatz, kommen mit T47-Tretlagern und verfügen über die von REPETE selbst entworfenen integrierten Ausfallenden.
Die Ausfallenden sind wirklich etwas besonderes. Sie werden aus Edelstahl in Tschechien feingegossen und so mit den Kettenstreben verlötet, dass kaum noch sichtbar ist, dass es zwei miteinander verbundene Teile sind. Zusätzlich kann der Schaltzug für das Schaltwerk durch das rechte Ausfallende geführt werden, wodurch eine sehr cleane Kabelverlegung entsteht.
Das Reason bietet eine Reifenfreiheit bis 28mm, das Verne 40mm bei 700c und 47mm bei 650b. Zusätzlich unterscheiden sich die beiden Modelle durch ihr Steuerrohr: Das Verne kommt mit einem klassisch anmutenden geraden Oversized-Steuerrohr und das Reason mit einem integrierten Oversized-Tapered-Steuerrohr. Beide Modelle werden durch einen Mix aus Schweißen und Löten hergestellt. Insgesamt schafft es REPETE durch die klare Linienführung und das unaufgeregte Design moderne Komponenten und klassische Schönheit miteinander zu vereinen.
Die Liebe zu Italien ist dabei omnipräsent: Rohre von Columbus, Gruppe von Campagnolo und Anbauteile von Deda, Fizik und 3T. Diese Liebe resultierte letztes Jahr in einer ganz besonderen Kooperation mit Campagnolo zum Verkaufsstart der neuen Campagnolo Gravel-Gruppe Ekar. Sowie der Berg Ekar Campagnolo für die Gravel-Gruppe inspirierte, ließen sich REPETE beim Rahmendesign durch die Wegweiser und Schilder in den tschechischen Wäldern inspirieren. Herausgekommen ist ein Bauhaus-würdiges Meisterwerk, das auch an die grafische Arbeit von Dario Pegoretti erinnert.
Sobald es die Situation wieder zulässt, steht dann endlich der Werkstattbesuch bei REPETE an. Bis dahin könnt ihr gern Fragen in der Kommentarspalte sammeln.
In kleinen Örtchen Samerberg unweit des Chiemsees lassen Christoph Lindner und sein Team Radträume wahr werden. Mit der kleinen Marke Einhorn Bikes kann sogut wie jeder Wunsch erfüllt werden, den man an ein Custom-Bike so haben könnte – egal ob Stahl, Alu, Edelstahl, Titan oder Carbon. Natürlich interessieren wir uns vor allen Dingen die Stahl- und Edelstahlflitzer aus der bayrischen Radschmiede.
Einhorn selbst baut keine eigenen Rahmen. Doch asiatische Zulieferer kommen für Einhorn nicht in Frage. Die Rahmen werden von hauptsächlich italienischen und deutschen Rahmenbauern individuell für Einhorn von Hand gefertigt. Einmal pro Jahr unternehmen Christoph und sein Team eine kleine Europa-Tour, um die jeweiligen Rahmenbauer und Zulieferer zu treffen und die guten Kontakte zu pflegen. Einhorn sieht seine Aufgabe vorrangig bei der Beratung und der Übersetzung der Vorstellungen der Kundinnen und Kunden in die Wirklichkeit. Wer schon mal darüber nachgedacht hat ein Custom-Rad zu kaufen weiß sicherlich, wie überfordernd die schiere Menge an Entscheidungen, die getroffen werden müssen, sein kann.
Egal ob Rennrad, Gravel-Bike, Reiserad (z.B. auch mit Pinion-Getriebe) und Hardtail-MTB – Einhorn hat ein ziemlich großes Angebotsportfolio. Um uns einen besseren Eindruck von Einhorns Philosophie und Produkten zu verschaffen, hat uns Christoph letztes Jahr kurzerhand ein Testrad zukommen lassen, dass wir fahren und begutachten durften.
Bekommen haben wir ein durch und durch italienisches Allroad-Bike. Solider und sehr stabiler Columbus Zona Rohrsatz, Campagnolo Chorus 12-fach Disc Komplettgruppe, Campagnolo Scirocco Laufräder, Columbus Carbon-Gabel, Sattelstütze, Sattel, Vorbau, Lenker und Lenkerband von Cinelli und Reifen von Vittoria.
Die Lackierung (bzw. in diesem Fall die Pulverbeschichtung) ist in einem schlichten und unauffälligen Schwarz gehalten, das gut zu den Campagnolo-Komponenten passt. Das Steuerrohr ist oversized (alles, was größer als das klassische 1 1/8 Zoll ist), tapered (oben schmaler als unten) und integrated, wodurch die Lager unsichtbar im Rahmen verschwinden. Zum Custom Fit können wir leider nichts sagen, da mir das Rad viel zu klein war und ich deshalb einen Freund bat mit mir einige Runden darauf zu drehen.
Durch die Wahl der Zona-Rohre ist es natürlich kein Leichtgewicht. Mit Columbus Life und Spirit wäre gewichtstechnisch noch etwas Platz nach oben gewesen. Dafür steckt das Rad sämtliche Unebenheiten auf der Straße und in leichtem Gelände problemlos weg und ist auch für schwerere Zeitgenossen bedenkenlos zu fahren (was man ja bei einem Testrad auch will). Die Schaltzüge verlaufen unterhalb des Unterohrs und die hydraulische Bremsleitung für die hintere Scheibenbremse wird durch das Unterrohr geführt.
Der Rahmen ist durch eine Mischung aus WIG-Schweißen und Hartlöten hergestellt worden und, soweit man das durch die Pulverschicht beurteilen kann, die Fügestellen sehen makelos aus. Bis auf ein paar Kleinigkeiten wie eine Shimano-Schaltzughülle am Schaltwerk und einer etwas kompliziert zu benutzenden Steckachse am Hinterrad macht das Rad einen äußerst soliden Eindruck und lädt zum Toben auch abseits der Hauptstraßen ein.
Wir wurden schon häufig gefragt: Welches Rad soll ich mir kaufen? Worauf muss man beim Kauf am meisten achten? Woher weiß ich, was ich brauche? Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen eine kleine Kaufratgeberserie zu machen, die die wichtigsten Fragen beim Kauf eines Fahrrads mit einem Rahmen aus Stahl beantwortet. In der ersten Folge geht es um den richtigen Radtyp.
Erst neulich berichtete eine befreundete Zweiradmechanikerin, dass es in dem Radladen, in dem sie arbeitet, immer mehr dazu kommt, dass Kundinnen und Kunden nach Gravel-Rädern fragen, aber eigentlich kein Fahrrad mit Unterlenker haben wollen und am Ende gehen sie zufrieden mit einem klassischen Trekkingrad nachhause. Mit den Infos aus der heutigen ersten Folge möchten wir die Kaufentscheidung soweit vorbereiten, dass man selbst herausfinden kann, welcher Radtyp, der richtige für einen ist.
Noch ein Gravel-Bike mit Federgabel oder schon ein MTB mit Unterlenker?
Die Fülle an verschiedenen Radtypen kann für Neulinge schlicht und ergreifend überwältigend sein: Rennrad, Randonneur, Cyclocrosser, Gravel-Bike, Allroader, Tourenrad, Trekkingrad, Stadtrad, Urban-Bike, Crosscountry, Allmountain, Enduro, Cargo etc – nur um einige zu nennen. Umso wichtiger ist daher, dass man sich klar macht, wofür man das neue Rad verwenden möchte. Hier findet ihr eine kleine Übersicht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Rennrad und Fitnessbike Möchtest du dich einer örtlichen Rennradgruppe anschließen oder ist dir völlig klar, dass das neue Rad (fast) ausschließlich im Trockenen sportlich auf Asphalt bewegt wird? Dann ist dir sicherlich ohnehin bewusst, dass das Rennrad das richtige Rad für dich ist. Solltest du mit Unterlenkern nicht zurechtkommen oder aus medizinischen Gründen aufrechter sitzen müssen, dann ist das Fitnessbike eine gute Alternative zum Rennrad. Fitnessbikes sind meistens mit Rennradschaltgruppen ausgestattet, haben aber einen geraden Lenker. Rennräder sind zur sportlichen Ertüchtigung gedacht und verfügen in der Regel nicht über Aufnahmen für Gepäckträger oder Schutzbleche. Spezielle Schutzbleche und Racks für Rennräder sind meistens ein Kompromiss. Klassischerweise sind Rennräder mit Felgenbremsen ausgestattet, Scheibenbremsen werden aber immer beliebter – sind allerdings am Rennrad kein “Muss”.
Randonneur Wenn du zwingend Schutzbleche und auch Gepäckträger brauchst, aber nicht auf die sportliche Sitzposition eines Rennrads verzichten möchtest, ist der Randonneur das Rad der Wahl. Randonneur ist französisch für Wanderer. Dieser Typ Fahrrad hat in Frankreich eine lange Historie, die eng mit den Langstreckenfahrten – Brevets – verknüpft ist. Aufgrund der Schutzbleche und Gepäckträger eignen sie sich auch ideal als sportliche Alternativen für den Arbeitsweg oder auch größere Radreisen. Durch Drittanbieter von Schaltgriffen wie cinq kann man die Vorteile von integrierten Schaltungen von Pinion und Rohloff mit Unterlenkern verbinden. Traditionell hatten Randonneure Langschenkelfelgenbremsen. Aufgrund der deutlich höheren Bremskraft haben sich auch hier Scheibenbremsen weitgehend durchgesetzt.
Trekkingbike, Tourenrad oder auch Reiserad Der deutsche Klassiker ist das Reiserad. Praktisch ausgestattet mit allem, was man braucht, um einmal um die Erde zu fahren. Egal ob Kettenschaltung, Pinion oder Rohloff – Trekkingbikes sind für möglichst lange Wartungsintervalle und jedes Wetter gemacht. Schutzbleche und Gepäckträger sind ein Muss. Darüber hinaus sind Tourenräder häufig mit Dynamos zur Beleuchtung und zum Laden der Akkus sowie einem Fahrradständer ausgestattet. Über die Notwendigkeit von Fahrradständern und auch Federgabeln wird seit Jahren leidenschaftlich diskutiert. Am Ende muss jeder für sich zwischen Komfort und Gewicht abwägen. Lange schien es so, als könnte sich die Reiseradwelt dem Trend zu Scheibenbremsen erwehren. Doch seit ein paar Jahren hat sich diese Art zu bremsen auch hier weitgehend durchgesetzt. Im Gegensatz zum Randonneur sitzt man auf dem Trekkingbike deutlich aufrechter (und damit komfortabler und weniger sportlich) und auch eine Federgabel wird man an einem Randonneur eher vergebens suchen.
Gravel-Bike und Allroad-Bike Möchtest du nicht nur auf Asphalt sondern auch über Stock und Stein, Schotter und Staub sportlich wie auf einem Rennrad fahren, dann ist das Gravel-Bike das Richtige für dich. Gravel-Bikes sind im Moment der Trend in der Fahrradbranche und das nicht ohne Grund. Wie es allerdings bei Hype-Themen immer so ist, versteht jeder etwas anderes darunter und vieles wird kurzerhand umgelabelt, damit es gut vermarktet werden kann. Gravel-Bikes oder auch Allroad-Bikes sind plump gesagt Rennräder mit etwas mehr Reifenfreiheit (bis zu 50mm). Sie haben eigentlich ausnahmslos Scheibenbremsen und Unterlenker (häufig mit etwas Außenwölbung, dem sogenannten Flair). Gravel-Bikes sind damit äußerst vielseitig einsetzbar. Um diesem Umstand zusätzlich Genüge zu tun, haben die meisten (aber nicht alle!) Gravel-Bikes Ösen und Aufnahmen für alle Arten von Gepäckträgern, Schutzblechen sowie Wasserflaschen am Unterrohr und Anything-Cages an der Gabel (Bikepacking!!). Damit ist der Übergang zu modernen Randonneuren bereits fließend. In letzter Zeit sieht man auch immer häufiger Federgabeln, versenkbare Sattelstützen, Softails (Hinterraddämpfungen) oder auch Nabendynamos an Gravel-Bikes – je nach Verwendungszweck des / der jeweiligen Fahrers / Fahrerin. Das Gravel-Bike ist dadurch auch das perfekte Um- und Einstiegsrad. Wer bisher Rennrad gefahren ist, kann sich neue Wege abseits der asphaltierten Straße erschließen. Wer bisher Mountainbike gefahren ist, kann auf Schotter und Asphalt flotter unterwegs sein. Und wer komplett neu im Radsport ist, kann sehr viele Bereiche mit einem Fahrrad abdecken. Mit zwei Laufradsätzen – einem für die Straße und einen fürs Gelände – verzichten mittlerweile auch zunehmend mehr Fahrerinnen und Fahrer auf ein Rennrad.
Cyclocrosser Ist das nicht das Gleiche wie ein Gravel-Bike? Nein! Cyclocrosser sind Sportgeräte und für den harten Einsatz im Cyclocross gebaut. Sie verfügen daher über keine Aufnahmen für Schutzbleche, Gepäckträger und haben eine andere Geometrie (aggressiver und sportlicher) als Gravel-Bikes. Traditionell waren sie mit Cantilever-Bremsen ausgestattet – auch hier: heutzutage ausschließlich Scheibenbremsen. Möchte man einen richtigen Stahl-Cyclocrosser haben, hat man eigentlich keine Alternative mehr zum Custom-Rahmenbauer. Die meisten Stahl-Cyclocross-Modelle wurden in den letzten Jahren (aufgrund des wachsenden Marktes) zu Gravel-Bikes umgeändert.
Adventure- und Cross-Bike Eine Kategorie, die neben Gravel-Bikes immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat, sind die sogenannten Adventure-Bikes. Ähnlich wie Gravel-Bikes sind sie für Reisen (Bikepacking) und wie der Name schon sagt Abenteuer gemacht. Sie verfügen in der Regel über flache oder gerade Lenker – einige Hersteller bieten allerdings auch Adventure Bikes mit stark nach außengewölbten Unterlenkern (Dropbars mit viel Flair) an. Im Prinzip handelt es sich bei Adventure Bikes um Hardtail Mountainbikes (also MTBs ohne Hinterradfederung) mit vielen Möglichkeiten Gepäck zu befestigen. Ähnlich wie bei Gravel-Bikes sieht man bei einigen Adventure-Bikes versenkbare Sattelstützen, Federgabeln, Nabendynamos und Softtails. Der Hauptunterschied zu Gravel-Bikes liegt in den verbauten Schaltungen – MTB-Schaltung bei Flatbars und Mullet-Schaltungen (Hybride aus Rennrad- und MTB-Schaltungen) bei Dropbars.
Hardtail-MTB Auch wenn sich Mountainbikes ohne gefederten Hinterbau prinzipiell auch genau wie Adventure-Bikes zum Bikepacken und für Radreisen eignen, nehmen wir hier eine Differenzierung vor: sie sind für den sportlichen Einsatz gedacht und verfügen nicht über all die Aufnahmepunkte und Ösen. In die Untiefen der MTB-Welt wollen wir an dieser Stelle nicht eintauchen. ;-)
Full Suspension MTB Ledliglich vollgefederte Mountainbikes sollen an dieser Stelle noch Erwähnung finden. Egal ob Enduro, AllMountain, CrossCountry oder Downhill – für jede Disziplin gibt es das passende MTB. Während die meisten Stahlrahmen-Anbieter mindestens ein Hardtail im Angebot haben, ist die Auswahl für Stahl-Fullys deutlich eingeschränkter.
Urban-Bike und Stadtfahrrad Diese Kategorie ist wahrscheinlich am ungenauesten, da fast alle oben beschriebenen Radtypen auch in der Stadt verwendet werden können. Meist sind Stadträder für Asphalt (profillose Reifen) und relativ kurze Strecken (wenige Gänge) optimiert. Sie verfügen auch immer häufiger über einen E-Motor, um den Arbeitsweg so schweißfrei wie möglich zu gestalten – Ja, es gibt E-Bikes aus Stahl. Für Frauen haben Stadträder häufig einen tiefen Einstieg (sogenannte Trapez- oder Mixte-Rahmen), während beim Mann nach wie vor der klassische Diamant-Rahmen dominiert. Aufnahmen für Schutzbleche für die täglichen Fahrten gehören meist genauso dazu wie Gepäckträger, Lichter und Dynamos. Um bei Dieben keine Begehrlichkeiten zu erwecken, sind viele Stadträder allerdings auch sehr schlicht gehalten und in ihrer Ausstattung (z.B. Singlespeed und Stecklichter) reduziert.
Cargo-Bike und Lastenfahrrad Last but not least: Das etwas andere Stadtfahrrad ist das Lastenrad. Das Lastenrad ist ideal für all jene, die regelmäßig größere Mengen transportieren müssen und damit auf ein Auto verzichten wollen. Mehr wollen wir an der Stelle zu Lastenrädern nicht schreiben, da wir demnächst noch einen detaillierten Artikel zum Thema Cargo Bikes bringen werden.
Wir hoffen, der kleine Exkurs war interessant und lehrreich. Vielleicht war ja auch die eine oder andere neue Information für euch dabei. Wir würden uns auf jeden Fall freuen, wenn ihr uns einen Kommentar da lassen würdet. Wir möchten abschließend nochmal betonen, dass es natürlich noch deutlich mehr Radtypen da draußen gibt: z.B. das Cercle. ;-)
Wer so wie ich seit seiner frühsten Kindheit geprägt durch Frankreichurlaube von französischen Randoneuren wie von Alex Singer geträumt hat, wird mit diesem Rad seine Freude haben. Tom, der Mann hinter Meerglas, hat sich mit diesem Rad mal wieder selbst übertroffen. Aus jeder Pore atmet der Randonneur den Esprit der alten Tage. Flott gesattelt, Yves Montand pfeifend möchte man mit diesem Meerglas einfach losfahren. Viel Spaß mit der Bilderstrecke!
Dass wir Fans von Cicli Bonanno aus Berlin sind, ist, glaube ich, kein Geheimnis. Jetzt hat Nico, der Rahmenbauer hinter der Marke, sein Portfolio um ein weiteres Modell erweitern. Basierend auf seinem Disc-Rennradmodell Italo Disco, gibt es jetzt auch das Italo Disco Plus.
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein Road Plus Modell. Sprich: Das Rad ist für die Straße gemacht und dort schnell unterwegs, aber steck auch ohne Probleme je nach Bereifung den einen oder anderen Waldweg und kleinen Trail weg. Die Reifenfreiheit, der custom.gebogenen Ketten- und Sitzstreben geht bis 38mm, wobei 35mm empfohlen werden.
Die Ausfallenden sind eine Eigenkreation und werden aus Edelstahl CNC-gefräst.
Die Geometrie des Italo Disco Plus ist für lange Tage im Sattel optimiert und entspricht am ehesten einem Endurance-Rennrad. Die verbauten Rohre kommen aus dem Columbus Life und Spirit Sortiment. Das Tretlager ist standardmäíg T47. Und bei der Gabel stehen Enve und Columbus zur Auswahl.
Ein besonderes Schmankerl des hier gezeigten Aufbaus ist das Cockpit von Beast Components aus Dresden. Auch wenn wir Stahlfans durch und durch sind, sind wir stark davon beeindruckt, was diese kleine Schmiede in Dresden innerhalb so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat.
In einem gar nicht so fernen Land, wo auch deutsch gesprochen wird, Fahrräder allerdings Velos heißen, sitzt eine kleine aber feine Rahmenbauschmiede in Zürich. Die Rede ist von DREIER Cycles.
Weil Allroad-Bikes und Gravel-Bikes gerade im Trend zu sein scheinen (who knows?), ist die neuste Kreation aus dem Hause Dreier genau das: eine 35mm-bereifte Alle-Straßen-Gazelle. Aufgebaut wurde die edle Schöne nur mit den feinsten Teilen.
Naben, Tretlager und Steuersatz kommen aus den USA von Chris King. Das Geröhr ist feinster italienischer Edelstahl von Columbus. Und selbst die Reifen sind edle Gummibiester von Rene Herse. Alles in allem ein sehr stimmiger und harmonischer Aufbau, der sehr edel daher kommt.
Ein besonderes Schmankerl, das dieses Velo zu bieten hat, ist die Sitzstrebenbrücke. Wie Damaszener-Stahl gefaltet wurde die Brücke unlackiert gelassen, um die volle Pracht des Handwerks zur Geltung zu bringen. Das haben wir auf jeden Fall so noch nicht gesehen.
Mit kaum einem Land wird der moderne Stahlrahmenbau so verbunden wie mit Italien. Nicht zuletzt durch Unternehmen wie Columbus, Deda und Colnago sowie Rahmenbaulegenden wie Dario Pegoretti. Dario Colombo trägt das Vermächtnis also bereits mehr oder weniger im Namen. Unter der Marke BICE baut er einzigartige Custom-Stahlrahmen im Norden Italiens als 1-Mann-Betrieb. Schon länger Bestand der Kontakt zu Dario und der Wunsch diesen netten Rahmenbauer mal ausführlich zu befragen. Voll Witz und Begeisterung nahm er sich die Zeit und beantwortete unsere Fragen. Das Interview wurde auf Englisch geführt, die Übersetzung stammt von uns.
Dario, du bist schon viel rumgekommen und hast schon viele Berufe ausgeübt. Als was hast du gearbeitet, bevor du angefangen hast Rahmen zu bauen? Elektronikingenieur, Forscher, Fahrradmechaniker, Lehrer, Stadtrat. Als Kind wollte ich immer Feuerwehrmann werden.
Wie bist du zum Rahmenbau gekommen? Setz dich, mein Sohn, das ist eine lange, lange Geschichte. Es war einmal ein Junge, der als F&E-Elektroniker bei Siemens in Mailand arbeitete. Er wurde als Berater gut bezahlt, war aber nicht so glücklich mit seinem Leben, also verließ er am 08.08.08 seinen sicheren und stabilen Arbeitsplatz, um seinen Weg zu suchen. Er schnappte sich sein Fahrrad und radelte mit acht Freunden durch die Provence. Als er wieder zu Hause war, fasste er den Entschluss, zurück an die Universität zu gehen und Umwelttechnik zu studieren. Drei Jahre später schrieb er seine Abschlussarbeit, die auf einem mathematischen Modell basierte, um die bestmögliche Route für Radfahrer zu finden, indem die Radfahrbarkeit (Komfort+Sicherheit) maximiert wird. Er versuchte seine Arbeit der Stadtverwaltung von Mailand zu zeigen, aber wie Sie sich denken können, kleiner Leser/Zuhörer, gab es keine Reaktion. Also entschied er sich, tiefer und tiefer zum Kern seiner Leidenschaft vorzudringen, dem Fahrrad und seinen mechanischen Aspekten. Er fing an kleine Werkstätten in der Lombardei aufzubauen, in denen der Beruf des Fahrradmechanikers erlernt werden kann. Außerdem schuf er eine Fahrradstation für Pendler mit einem automatischen Parkplatz (gesegnet sei der Arduino). In der Zwischenzeit begann er zu verstehen, dass ein einfacher mechanischer Job nicht genug war, also begann er mit dem San Raffaele-Krankenhaus in Mailand in einem Labor zu arbeiten, das sich auf biomechanische Aspekte für Radfahrer und Läufer, Ernährung und Bewusstsein konzentrierte. Dieser Junge war in ein Mädchen verliebt, aber er war wirklich durcheinander mit seinem Verstand, und als sie Schluss machte, beschloss er, auf der Suche nach dem Glück noch tiefer zu graben. Und er fand den Rahmenbau. Er fing an, im Internet nach alten Rahmenbauern zu suchen und nach den Unterschieden zwischen amerikanischen und italienischen Schulen, den Vor- und Nachteilen, der Lackierung, den Schweißtechniken, den Materialeigenschaften und -parametern, den Trägheitsmomenten der verschiedenen Formen… dann baute er seine eigene Schweißvorrichtung und sagte sich: “Wenn ich mich nicht gleich beim ersten Mal mit der Flamme verbrenne, ist das ein guter Startpunkt”.
Also gab es eine Art Erweckungserlebnis? Für mich war das ein Weg auf der Suche nach Glück und Selbstbestimmung ohne Zwischenstopps, aber mit einigen kleinen Impulsen von Menschen um mich herum (die Geschichte davor erklärt sich von selbst. ;-)
Wo hast du gelernt Rahmen zu bauen, wer waren deine Meister? Ich habe mir den Rahmenbau selbst beigebracht, habe dabei viele Fehler gemacht und viel Zeit und Nächte in der Werkstatt verloren. Obwohl ich Autodidakt bin, habe ich Rahmenbauern, die viel älter als ich sind, zugehört und viel von ihnen gelernt.. Mit diesen Rahmenbauern habe ich viel Zeit damit verbracht, zu reden, zu fragen und meine Gewissheiten in Frage zu stellen, um neue Weisen zu lernen und den bestmöglichen Weg zu finden. Aus diesem Grund kann man sie nicht als meine Meister bezeichnen, da ich kein Absolvent/Mitarbeiter/Auszubildender/Angestellter war, aber die Leute, die mir auf meinem Weg geholfen haben, sind: Gianni Gilardi vom Comer See, dann Preda und Stucchi (beide arbeiteten für Colnago als Auftragnehmer), Mattia Legor, Gianmaria Citron und nicht zuletzt Dario Pegoretti.
Was macht deine Rahmen besonders? Frag meine Kundinnen und Kunden! ich weiß es wirklich nicht. Für mich ist jeder einzelne Rahmen wie eine Tochter. Also will ich das Beste für sie, sie muss schön und stark sein und die Details müssen stimmen. Aber auf der anderen Seite muss ihr neuer Freund oder ihre neue Freundin zu ihr perfekt passen. Ich habe euch alle da draußen im Blick! (lacht)
Welche Fahrradtypen baust du? Ich glaube, ich habe alle Arten von Rahmen geschweißt oder gelötet. Angefangen habe ich mit einem 29er-MTB, um an Singlespeed-Rennen teilzunehmen. Dann bin ich zum Cyclocross übergegangen und habe, als es noch niemand “Gravel” nannte, angefangen, Fahrräder für schnelle und nicht asphaltierte Straßen zu bauen, um sie zu fahren, wenn die Cyclocross-Saison vorbei ist. Ich habe auch viele Cargobikes und zwei Bahnrahmen gebaut (die die ersten Rahmen sind, die ich WIG-geschweißt habe). Ich denke, dass prozentual 50% Gravel, 40% MTB und 10% Rennrad sind (die im Vergleich zu den vorherigen für mich wirklich einfach zu bauen sind). Ich habe auch ein Lefty mit nur einer Kettenstrebe gebaut; ein Fahrrad mit verstellbarer Tretlagerhöhe, um die Geometrie massiv zu verändern, wenn das Kind größer wird. In dieser Liste fehlen: BMX, vollgefederte Fahrräder, Dirt- und Balance-Bikes und vor allem… gemuffte Rahmen (ich gebe zu, dass ich mit Muffen gearbeitet habe, aber ich habe nie einen kompletten gemufften Rahmen gebaut).
Warum schweißt du deine Rahmen anstatt zu löten? Ich habe mit Fillet-Brazing angefangen, weil es die beste Option für MTB-Rahmen mit überdimensionierten Rohren und Verbindungswinkeln war, die Muffen nicht abdecken können. Als ich mich bereit fühlte, bin ich sofort zum WIG-Schweißen übergegangen, weil Schweißen stärker ist als Fillet-Brazing und weitaus sicherer (wenn man es richtig macht). Fillet-Brazing sieht besser aus, aber es ist eine Menge Arbeit, die Übergänge zu feilen. Also habe ich angefangen, WIG-Schweißtechniken zu studieren, um eine Schweißnaht ohne Wellen zu erhalten, wie eine dünne Lötstelle. Und nur um das klarzustellen: meine WIG-Schweißnähte werden überhaupt nicht gefeilt. Ein durchgang, eine Schweißnaht!
Deine Schweißnähte sind so flach, dass sie unterm Lack zu verschwinden scheinen. Was machst du anders als andere? Ich habe Zeit damit verbracht, WIG-Schweißen zu üben, mit meiner Maschine zu üben (Ändern der Parameter und Handbewegungen, Koordination zwischen Fuß für das Pedal, rechter und linker Hand für die Drahtzufuhr) und mich zu fragen, wie ich meine Arbeit verbessern kann. Und wie immer frage ich andere, wie sie es machen und warum, vergleiche ihre Arbeit mit meiner und versuche, ihr Qualitätsniveau zu erreichen.
Welches ist dein Lieblingsrohrsatz und welche anderen Rohre verwendest du für deine Rahmen? uhhh, ich habe keinen Lieblingsrohrsatz, weil ich von Anfang an die Rohrsätze gemischt habe, um die Qualität des Rahmens zu verbessern, basierend auf den Bedürfnissen des Radfahrers, der Körpergröße und dem, was er mit dem Fahrrad machen will. Eigentlich habe ich zu ca 90% Columbus und zu 10% Deda-Acciai verwendet. Ich verwende bisher keinen Edelstahl. Um den Rahmen zu schützen, verwende ich eine Elektrophorese-Behandlung und Rostschutzsprays.
Wie ist der typische Kaufprozess bei dir? Wie bekommt jemand einen Rahmen von dir? Ihr könnt mich auf Singlespeed-Rennen finden oder ihr könnt mir per Mail oder Instagram oder Whatsapp schreiben. Aber nur um klar zu sein: in jeder dieser Situationen kann ich entweder innerhalb 30 Sekunden antworten oder bis zu einer ganzen Woche dauern. Es tut mir leid, aber ich habe nur ein Gehirn (das gewartet werden muss) und der Tag hat nur 24 Stunden. Und ich muss die Rohre vorbereiten, schweißen, lackieren, pinkeln, essen, fahren, schlafen und so weiter und so fort. Einmal habe ich einen Kunden verloren, weil ich ihm nach sechs Tagen geantwortet habe. Wenn ich auf den Bildschirm schaue, kann ich nicht schweißen, und ich bevorzuge es, zu schweißen. Im Moment beträgt die Vorlaufzeit sechs Monate, und der Prozess beginnt mit vielen Fragen meinerseits, um die Bedürfnisse der Radfahrerin / des Radfahrers zu verstehen. Dann schlage ich ein Modell vor, das den Hauptbedürfnissen und der idealen Einstellung des Fahrrads entspricht (Vorbaulänge, Reach, Sattelstützen-Dropper oder nicht, Boost oder nicht usw.). ). Dann bitte ich den Radfahrer / die Radfahrerin, mir die Maße zur Verfügung zu stellen (von Biomech, von seinem / ihre vorherigen Fahrrad oder indem er / sie in meine Werkstatt kommt, um Maße zu nehmen). Dann erstelle ich eine erste Zeichnung als Ausgangspunkt, um zu besprechen, wie man die benötigten Eigenschaften verbessern kann, ohne Kompromisse eingehen zu müssen, welche Komponenten montiert werden und wie die Rahmengeometrien basierend auf ihnen variieren, dann sprechen wir über die Lackierung und wenn alles in Ordnung ist, kann ich mit dem Bau des Rahmens beginnen. Das ist ein langwieriger Prozess, der parallel zu früheren Projekten für andere Radfahrer läuft, und deshalb dauert er 6 Monate!
Wie entwickelst du deine Lackdesigns? Gute Frage… 2018 habe ich mein Bice-Logo von Jugendstil zu einem minimlistischeren Stil geändert. Daniele und Jessica von OfficineSfera haben mir bei dieser Arbeit geholfen und auch bei der Erstellung neuer Lackschemata für jedes Modell. Auf diese Weise habe ich ein gut getestetes Farbschema, das Kundinnen und Kunden zur Verfügung gestellt werden kann und ihnen hilft, ein Modell von einem anderen zu unterscheiden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, nach einer kundenspezifischen Lackierung zu fragen; in diesem Fall können die Kunden ihre Ideen einreichen, Daniele macht dann ein Mockup und ich und der Lackierer arbeiten dann daran, das endgültige Ergebnis zu erhalten. Außerdem habe ich eine neue Art der Lackierung entwickelt, um eine hohe Qualität und Härte zu erreichen, die wirklich nützlich für MTB und Gravel-Bikes sind, wo Dreck, Äste, Felsen und was auch immer den Lack zerkratzen können. Dies ist eine ausgehärtete dreifache Beschichtung. Während man bei Acrylfarbe unendlich viele Möglichkeiten an Farben und Farbschemata hat, sind die Möglichkeiten hier auf RAL-Farben und verchromte+farbige Farboptionen (nicht mehr als 10 Farben) mit nur kleinen und einfachen Grafiken beschränkt. in diesem Fall verfolge ich den Lackierprozess selbst, so dass ich eine hohe Glanz- und Detailqualität auch mit einer ausgehärteten Beschichtungstechnik erreichen kann, die bisher nur für ihre Härte und nicht für Ästhetik bekannt war.
Was war bisher deine größte Herausforderung im Rahmenbau? Meine größte Herausforderung ist es, mehr Zeit mit dem Fahren meiner Fahrräder zu verbringen als jetzt! Ich habe eine Menge Ideen, die auf 3D-Drucktechnik basieren! Und einige Ideen, um einen Standard zu schaffen, der es Biomechanikern/Rahmenbauern/Mechanikern ermöglicht, miteinander über ein bestimmtes Fahrrad zu sprechen, ohne Zeit zu verschwenden. Ich habe einige Ideen, um die Steifigkeit des Rahmens zu verbessern und vor allem möchte ich meine Lackierfähigkeiten verbessern. Ich muss eine Vorlage für jeden Radfahrer erstellen, denn im Moment wird jede Notiz auf Papier geschrieben und ich bin ein chaotischer Junge, so dass ich manchmal den Kunden zurückrufen und um einen kompletten Lebenslauf bitten muss! (lacht) Ich arbeite an einer Maschine zum Nachschneiden des Sitzrohrs, aber ich habe nicht so viel Zeit, aber ich brauche diese Maschine, weil jedes Sitzrohr, dass ich von Hand nachbessere, schickt mich jedes Mal fast zum Psychater!
Was war dein herausragendster Rahmen (falls es einen solchen gibt)? Man darf nicht fragen, welche die Lieblingstochter eines Vaters ist. Aber es gibt einige Meilensteine: sicherlich ist das Wandrian auf der Radavist-Website einer davon: mit diesem Fahrrad habe ich allen gesagt: “Jungs und Mädels, meiner bescheidenen Meinung nach ist die Zukunft 29er Gravel, vertraut mir seit 2018! Ein weiterer Meilenstein ist der Verona CXSSWC2017, den Fagia auf meinem Fahrrad gewonnen hat. (Fagia und Ingrid waren wirklich wichtig für mich, denn dank ihnen habe ich das Konzept hinter dem Wandrian 29er Gravel entwickelt – das soll nur daran erinnern, dass die Verbindung zwischen Menschen wirklich wichtig ist). Jedes fahrrad ist schön für mich, also gibt es keine Ausnahmen! Und das ist der Grund, warum ich nicht mehr als 50 Rahmen pro Jahr machen kann, denn ich möchte Zeit mit meinen Rahmen verbringen und sie aufwachsen sehen und gute Erinnerungen an sie und meine Gefühle während des Entstehungsprozesses haben.
Zum Abschluss: Wofür steht eigentlich Bice? Bice ist ein Bauernhof neben meiner Werkstatt, auf dem ich früher den Nachmittag verbracht habe, als ich jung war. Bice ist auch die Kurzform des weiblichen Namens von Beatrice. Und außerdem kann man /bitʃe/ auf italienisch oder /baɪs/ auf Englisch sagen, wie die Farbe (Beige).